Verlass dich auf mich!

4. April 2025

An dieser Stelle möchte ich in lockerer Folge Themen aufgreifen, die in meiner Arbeit in der Paar- und Familientherapie immer wieder vorkommen. Themen, die oft mit einem „Ach, dass ist doch normal in einer Partnerschaft/in einer Familie. Man kann nicht immer glücklich sein.“, klein geredet werden.

Und wenn es tatsächlich so wäre und man könnte nicht immer glücklich sein, wäre es nicht schön es zu versuchen?
Wenn Sie an Ihrem Glück, Ihrer Zufriedenheit und Freude in Ihrer Partnerschaft und Familie arbeiten möchten, schreiben Sie mir.

Bestimmt würde jeder sagen, dass eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Liebesbeziehung das Vertrauen ist.  Wie schnell wird Liebe schal, wenn ich mir nicht sicher sein kann, ob ich meiner Partner*in vertrauen kann. Wird mir wirklich immer die Wahrheit gesagt? Wird etwas verschwiegen? Werde ich wirklich geliebt?

Kennen Sie diese Gedanken? 

Auch wenn sich mangelndes Vertrauen verletzend und manchmal sogar bedrohlich anfühlt, Vertrauen kann wachsen, wenn beide Engagement und den Willen nach einer vertrauensvollen Beziehung zeigen.

Verletzlichkeit führt zu vertrauen

Ein Weg dahin ist, zu lernen offen über Bedürfnisse und Ängste zu sprechen. Zeigen sie sich verletzlich, denn Verletzlichkeit führt zu vertrauen. Wenn Sie miteinander reden tun sie dies mit ungeteilter Aufmerksamkeit, ohne mediale Ablenkung. Seien Sie ganz bei dem anderen und gehen nicht davon aus, dass Sie schon wissen, was als nächstes gesagt wird und bereiten Sie auch nicht schon innerlich Gegenargumente und Problemlösungen vor. Es geht darum die andere Person zu sehen, zu fühlen und wirklich zu verstehen. Gefühle, die in Ihnen hochkommen, vielleicht ärgern sie sich oder werden traurig, nehmen sie erst mal nur wahr, widerstehen Sie dem Impuls sich mit Ihrem Gefühl in den Vordergrund zu bringen, wenn die andere Person spricht. Stellen Sie offene Fragen: was brauchst du gerade? Wie kann ich Dir helfen? usw.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich die zuvor empfundene Wut auflöst, wenn man versteht, dass das Gesagte kein Angriff ist, sondern ein Vertrauensbeweis und Sie gerade die Möglichkeit bekommen eine neue, tiefe Seite ihres/r Geliebten kennenzulernen.

Ich für dich und Du für mich!

Sich gegenseitig Unterstützung zu zusichern, Interesse zu haben an dem Leben, Denken und Fühlen des anderen und dem anderen wirklich zu zuhören. Sich gegenseitig Sicherheit zu geben, verlässlich und ehrlich zu sein, Verständnis zu haben und Empathie zu zeigen, sind die Grundlagen einer tragfähigen Beziehung. Sich geborgen bei und mit dem anderen fühlen zu wollen, setzt voraus sich ganz für den anderen entschieden zu haben. Gemeinsame Ziele zu verfolgen, gerne Zeit mit der anderen verbringen zu wollen und zu lernen konstruktiv zu streiten.

Wenn Sie jetzt denken: Ist ja alles schön und gut, aber wie soll denn nun Vertrauen wachsen? Was können wir ganz konkret tun? 

Dann kommen hier einige Hilfsstellungen, um sich gemeinsam als Paar mit diesem Thema zu beschäftigen.

Wenn Vertrauen gebrochen wurde

In einer Partnerschaft die auf Vertrauen beruht, werden Handlungen, Situationen oft gar nicht als Vertrauensbruch gesehen, weil beide davon ausgehen, dass der/die andere ehrlich ist. Wenn zum Beispiel der Partner*in zu spät kommt, obwohl die Kinderübergabe klar formuliert war und der Wartende nun zuhause sitzt und auf heißen Kohlen wartet.

In einer vertrauensvollen Partnerschaft gehen die Gedanken dann eher in Richtung: Oh, hoffentlich ist nichts passiert. Was ihn/ sie wohl aufgehalten hat? Das passt gar nicht zu ihr/ihm….. usw.

Wenn das Vertrauen schon oft gebrochen wurde, werden eher Vorwürfe im Inneren des Wartenden laut: Ist ja typisch! Immer das Gleiche! Nie kann ich mich darauf verlassen. Nun hänge ich hier schon wieder allein.

Um Vertrauen wieder herzustellen ist es hilfreich, sich auch in vermeintlichen kleinen Dingen vertrauensvoll zu verhalten. Das muss geübt werden. Die folgende Anleitung für ein Vertrauensschaffendes Gespräch scheint zunächst sehr regelhaft und wenig intuitiv. Versuchen Sie es trotzdem und halten Sie sich an die vorgegebenen Schritte. Je öfters Sie dieses Gespräch führen, um so normaler wird es. Und die Hoffnung ist ja, dass Sie es irgendwann vielleicht gar nicht mehr führen müssen.

Praktische Schritte, mit deren Hilfe Sie reparieren können, was zu Bruch ging.

Wenn Sie eine ihrer Vereinbarungen zum Thema Vertrauen gebrochen haben, gibt es Schritte, mit deren Hilfe Sie reparieren können, was zu Bruch ging. Diese gelten für kleine ebenso wie für große Vertrauensabbrüche, aber Sie können keinen von Ihnen auslassen.

  1. verabreden Sie eine Zeit und einen Ort zum Reden.
  2. Beide Partner benennen die Gefühle, die Sie bei dem Vorfall oder Vertrauensbruch hatten, ohne Vorwurf oder Kritik.
  3. Wer gerade zuhört, gibt kein Feedback und urteilt nicht.
  4. Beide Personen beschreiben ihre Sichtweise dessen, was bei dem Vorfall geschehen ist, ohne der anderen Vorwürfe zu machen oder Sie zu kritisieren, während die jeweils andere nur zuhört und versucht, mitfühlend zu sein. Wer zuhört, sollte nicht seine eigene Sichtweise zur Sprache bringen, bis er an der Reihe ist?
  5. Erklären und prüfen Sie alle Gefühle, die der Vorfall ausgelöst hat, die aber ursprünglich schon lange vor dieser Beziehung da waren. Beispielsweise ist einer von Ihnen nicht zu einem verabredeten Abendessen erschienen, und das löst beim anderen ein Gefühl von Verlassenheit aus, dass er schon seit der Kindheit hatte, oder erinnert an die Ablehnung oder Untreue aus einer früheren Beziehung.
  6. Beide Partner bewerten, was und wie viel Sie zu dem Vorfall beigetragen haben, und übernehmen die Verantwortung dafür.
  7. Beide entschuldigen sich und nehmen die Entschuldigung des anderen an.
  8. Sie machen gemeinsam einen Plan, wie Sie verhindern wollen, dass das noch einmal passiert.

(„8 Gespräche, die jedes Paar führen sollte- damit die Liebe lebendig bleibt“, Gottmann, S.72)

4 Fähigkeiten, die ein intimes Gespräch erfordert

In meiner täglichen Arbeit, erlebe ich immer wieder wie Paare die Freude am Gespräch verlieren. Und damit meine ich nicht die Alltagsgeschichten; wer geht wann einkaufen, was kochen wir, wer holt die Kinder ab usw, sondern wirklich intime Gespräche. Das Leben ist hektisch, emotionsgeladen und erschöpfend, miteinander reden und womöglich auch noch empathisch dabei sein, dafür fehlt die Kraft. Das ist total verständlich, das was sich Paare dabei aber nehmen oder versagen ist, durch liebevolle Gespräche Kraft zu tanken und Liebe zu spüren. Die hier genannten 4 Fähigkeiten können Ihnen helfen, wieder ins Gespräch zu kommen. Schauen Sie sich die Vielzahl von Beispielen an und fangen Sie einfach, suchen Sie sich einen ruhigen Raum und eine ungestörte Zeit. Los geht´s!

 

Fähigkeit 1: Fassen Sie in Worte, was Sie fühlen.

Sagen Sie beispielsweise: ich fühle mich…

Akzeptiert, verstanden, zurückgewiesen, missverstanden, geschätzt, nicht gewürdigt, im Stich gelassen, mit dir verbunden, aufgeregt, allein, einsam, aufgewühlt, beunruhigt, verärgert, herabgesetzt, beleidigt, müde, abgelehnt, dir nahe, fern von dir, angstvoll, perplex, vernachlässigt, wohl, unwohl, deprimiert, wertschätzend, als Versagerin, beschämt, empört, besorgt, schüchtern, zärtlich, angespannt, verraten, nicht gemocht, reizbar, entfremdet, wütend, sinnlich, romantisch, unattraktiv, voller Bedauern, angewidert, glücklich, freudig, gelangweilt….

Nun sprechen Sie darüber, warum Sie diese Gefühle haben. Dafür können Sie eventuell die Ereignisse schildern, die zu dem Gefühl geführt haben, eine Geschichte aus ihrer Kindheit erzählen, eine Beobachtung, Erkenntnis oder Offenbarung mitteilen, die Sie hatten. Was auch immer eine Verbindung zwischen dem Gefühl und dem herstellt, was Sie als Ursache für das Gefühl vermuten.

(„8 Gespräche, die jedes Paar führen sollte- damit die Liebe lebendig bleibt“, Gottmann, S.43ff)

Fähigkeit 2: Stellen Sie Ihren Partner oder Ihrer Partnerin offene Fragen.

Fragen Sie beispielsweise:

  • Was fühlst du?
  • Was fühlst du sonst noch?
  • Welche Bedürfnisse hast du?
  • Was wünscht du dir wirklich?
  • Wie ist all das passiert.
  • Was würdest du am liebsten sagen und wem ?
  • Welche Gefühle fürchtest du so, dass du Angst hast, überhaupt an sie zu denken?
  • Welche gemischten Gefühle hast du?
  • Gibt es wieder streitende Anteile in die selbst?
  • An was in deiner Lebensgeschichte erinnert dich das?
  • Welche Verpflichtung oder Aufgaben hast du in diesem Fall?
  • Welche Entscheidung musst du fällen?
  • Was sagen dir deine Werte zu alledem?
  • Denk mal an jemanden, den du wirklich bewunderst. Was würde diese Person tun, und wie würde sie diese Situation betrachten?
  • Haben diese Gefühle und Bedürfnisse irgendeine spirituelle, moralische, ethische oder religiöse Bedeutung für dich ?
  • Wen oder was missbilligst du? 
  • Wie beeinflusst, dass deine Identität, deine Vorstellung von dir selbst?
  • Wie hast du dich verändert, oder wie veränderst du dich gerade, und wie hat das diese Situation beeinflusst? Zeile was ist deine vorrangige Reaktion oder Beschwerde?
  • Was wünscht du dir als Lösung für diese Dinge jetzt gleich oder in Zukunft ?
  • Stell dir einmal vor, du hättest nur noch sechs Monate zu leben. Was wäre dir dann am wichtigsten?
  • Welche Ziele hast du?
  • Wofür solltest du in dieser Situation Verantwortung übernehmen?

(„8 Gespräche, die jedes Paar führen sollte- damit die Liebe lebendig bleibt“, Gottmann, S.43ff)

Fähigkeit 3: Sagen Sie Ihrem gegenüber ermutigende Sätze, die ihm/ihr helfen, Zugang zu ihren Gefühlen und Bedürfnissen zu bekommen.

Sagen Sie beispielsweise Sätze wie:

  • Erzähl mir die Geschichte zu dieser Situation.
  • Ich möchte alles wissen, was du fühlst.
  • Sprich, ich höre dir zu.
  • Mir ist im Augenblick nichts wichtiger, als dir zuzuhören.
  • Wir haben jede Menge Zeit zum Reden. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst.
  • Sag mir, welche Prioritäten du hier hast.
  • Sag mir, was du jetzt im Augenblick brauchst. 
  • Sag mir, welche Wahlmöglichkeiten du für dich siehst. 
  • Es ist in Ordnung, wenn du nicht weißt, was du tun sollst. Aber was schätzt du, wohin es gehen könnte? Du sagst das sehr klar. Sprich weiter. 
  • Hilf mir bitte deine Gefühle dazu ein bisschen besser zu verstehen. Sag mir mehr darüber.
  • Ich glaube, du hast schon über einige Lösungen nachgedacht. Sag mir, wie sie aussehen.
  • Hilf mir bitte diese Situation aus deiner Perspektive zu verstehen. Welche Punkte sind dir dabei am wichtigsten?
  • Sag mir, was dir dabei die größten Sorgen macht.
  • Sag mir mehr darüber, wie du diese Situation siehst.
  • Erzähl mir von der Entscheidung, die du deine Gefühle nach treffen musst.

 

(„8 Gespräche, die jedes Paar führen sollte- damit die Liebe lebendig bleibt“, Gottmann, S.43ff)

Fähigkeit 4: Drücken Sie Toleranz, Empathie und Verständnis für Ihren Partner oder ihre Partnerin aus.

Sagen Sie beispielsweise einfühlsame Sätze:

  • Das verstehe ich sehr gut. 
  • Ich verstehe wie du dich fühlst. 
  • Du musst dich wirklich hoffnungslos fühlen.
  • Ich spüre deine Verzweiflung, wenn du davon sprichst.
  • Du hast es gerade schwer.
  • Ich spüre den Schmerz, den du empfindest.
  • Ich bin an deiner Seite.
  • Oh je, das klingt schrecklich.
  • Das muss ich für dich sehr schmerzhaft anfühlen.
  • Ich unterstütze deine Haltung 
  • Ich stimme dir völlig zu.
  • Du fühlst dich wie in einer Falle.
  • Das klingt, als hättest du das wirklich abstoßend gefunden.
  • Das tut dir sehr weh, das spüre ich.
  • Das muss dich sehr aufgewühlt haben.
  • Das ist beängstigend.
  • Ich wäre davon auch enttäuscht gewesen.
  • Das hätte meine Gefühle auch verletzt?
  • Das würde mich auch traurig machen.
  • Wow! Das muss wehgetan haben.
  • Das muss sehr frustrierend gewesen sein.
  • Kein Wunder, dass du wütend warst.
  • Okay, ich glaube, ich verstehe dich. Du hast also das Gefühl…….
  • Sag mir, ob ich das richtig verstanden habe. Du meinst…
  • Das würde mir ein Gefühl von Unsicherheit geben.
  • Das klingt furchterregend.

 

(„8 Gespräche, die jedes Paar führen sollte- damit die Liebe lebendig bleibt“, Gottmann, S.43ff)

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